Teil 2: Was sind Gründe für eine außergerichtliche Mediation?

Die Parteien eines Rechtsstreits sind oft unbeirrbar und von ihrem Standpunkt überzeugt. Aber es gibt einen Unterschied zwischen Recht haben und Recht bekommen. Durch Mediation können die Parteien gemeinsam eine Lösung finden, die schneller, billiger und weniger riskant ist.

Schneller und günstiger: Ein Aspekt der außergerichtlichen Mediation ist die Möglichkeit, in einem früheren Stadium des Verfahrens eine Lösung zu finden. In der Wirtschaft ist Zeit = Geld, und die Parteien sind daher oft daran interessiert, so schnell wie möglich wieder zur Tagesordnung überzugehen und Werte zu schaffen. Wenn in der Mediation eine Einigung erzielt werden kann, ist der Streit beigelegt, bevor er überhaupt vor Gericht landet. Bei einem Gerichtsverfahren hingegen müssen sich die Parteien auf eine lange und kostspielige Prozedur im Rechtssystem einstellen, deren Ausgang ungewiss ist.

Besondere Fachkenntnisse: Wie das Schiedsverfahren hat auch die außergerichtliche Mediation den Vorteil, dass die Rolle des unabhängigen Dritten, in diesem Fall die Rolle des Mediators, einer Person anvertraut werden kann, die über besondere Fachkenntnisse verfügt. Die Richter an den ordentlichen Gerichten Norwegens sind Generalisten, was bedeutet, dass sie an einem Tag beispielsweise mit strafrechtlichen Haftsachen und am nächsten mit familienrechtlichen Sorgerechtsfällen befasst sind. Wenn ein Fall aus dem Bereich des Wirtschaftsrechts ansteht, haben die Parteien daher keine Garantie, dass der Richter über Vorkenntnisse in diesem Bereich verfügt. Dies kann zu längeren Verfahren von geringerer Qualität und zu Urteilen mit unvorhersehbarem Ausgang führen.

Maßgeschneiderte Lösungen: Durch die Mediation können die Parteien eine größere Vielfalt von Lösungen erörtern, als durch ein Urteil zu erreichen sind. Ein Urteil muss stets vollstreckbar sein, sich auf Beweise und Rechtsquellen stützen und sich im Rahmen der Ansprüche der Parteien bewegen.  Diese Beschränkungen bestehen nicht für das Ergebnis einer Mediation. Die Parteien können eine größere Vielfalt von Ergebnissen erörtern, Zwischenlösungen akzeptieren und in einigen Fällen sogar eine Grundlage für beidseitige Gewinne schaffen, die den Parteien vor Gericht nicht möglich gewesen wären.

Gute Beziehungen erhalten: Weiter erleichtert die Mediation das Beibehalten eines konstruktiven Dialoges und kann künftige Beziehungen und Zusammenarbeit besser berücksichtigen, als ein Gerichtsverfahren es kann. Dies kann das Konfliktniveau senken und gute Beziehungen zwischen den Parteien erhalten oder gar wiederherstellen.

Konfidentialität gewährleisten: Zuletzt können sich die Parteien einer Mediation darauf verlassen, dass persönliche und geschäftliche Informationen nicht veröffentlicht werden. Die außergerichtliche Mediation findet hinter verschlossenen Türen statt und wird nicht in die Gerichtsprotokolle aufgenommen, welche in Norwegen öffentlich einsehbar sind.

Wenn Sie mehr über die Vorteile der Mediation erfahren möchten, lesen Sie bitte Teil 1 und Teil 3 unserer Artikelserie.

Einer der großen Vorteile der außergerichtlichen Mediation besteht darin, dass die Parteien selbst entscheiden können, wer die Mediation durchführen soll. Ein Mediator, der für sein Fach brennt, ist ein guter Ausgangspunkt, um eine Lösung zu finden, mit der beide Parteien leben können.

Hilde Lund

Deutsche Ansprechperson

Unsere zertifizierten Mediator*innen können Ihnen bei der Suche nach einer Lösung durch ein Mediationsverfahren helfen. Nehmen Sie bitte Kontakt auf, um mehr darüber zu erfahren. Für deutsche Anfragen wenden Sie sich bitte direkt an Simone Häderle Ingeberg, die als Partnerin im Osloer Büro von SANDS tätig ist und die deutsche und norwegische Anwaltszulassung hat.

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